Qual und die Reduced Reality

„Du kannst jetzt hereinkommen“, rief Qual nach mir. Eine Stunde hatte ich in der Küche warten müssen, ehe er mir endlich seine neueste Erfindung präsentieren wollte. Nun ging ich äußerst gespannt ins Wohnzimmer. Wie bei jeder seiner Präsentationen spielte auch diesmal wieder der CD-Player Conquest of Paradise von Vangelis. Mit einem leichten zufriedenen Nicken deutete er auf den Tisch. Dort lag ein silber angemalter Bauarbeiterhelm. Auf den ersten Blick schien nichts Besonderes an ihm zu sein. Erst bei genauerem Hinsehen sah ich, dass er vorne und an den Seiten mit diversen Klappen und Aufsätzen ausgestattet war. Mehr davon!

Qual und die Langeweile

An einem gewöhnlichen Tag bei gewöhnlichem Wetter saßen wir ungewöhnlich still in der Wohnung. Die Sonne konnte sich nicht wirklich zum Scheinen entscheiden, aber total bewölkt war es auch nicht. Im Fernsehen lief die x-te Variante von Scripted Reality. Schon wieder. Oder immer noch? Ein Bauer im Brennpunkt hatte seine Frau getauscht, wusste aber nicht mehr mit wem, geschweige denn wogegen. Haben die Autohändler etwas damit zu tun? Ein Fall für die Schulermittler und die Kommissare von K11.

“Das Daewoo K11 ist das Gewehr des südkoreanischen Militärs”, warf Qual ein Mosaikstückchen seines scheinbar grenzenlosen Wissens in die Runde. Ich nickte anerkennend, konnte mich aber nicht wie sonst für seine ihm eigene Didaktik begeistern. Nicht einmal das Fremdschämen für das im TV gezeigte machte diesmal Spaß. “Mir ist langweilig”, klagte ich. “Dann bring den Müll runter”, schlug Qual postwendend vor. Ich betrachtete die übergequollenen Eimer und die vielen Tüten. “Das ist aber auch langweilig.” Nach Heidegger gibt es drei Phasen der Langeweile, ich fühlte mich in allen omnipräsent. Ich schaute erneut auf den Müll. “Sage mal, hast du den Müll getrennt und dann nach Farben sortiert?” “Naja…mir war langweilig.”