Qual und der Frauentag

“Heute ist Frauentag, wusstest du das?”, erkundigte sich Qual bei mir. “Ja, ich weiß.” “Und, hast du jemandem etwas geschenkt?” Neugierig schaute er mich an. “Wer hätte denn etwas haben wollen? Meine Kolleginnen? Eine Rose und eine Tafel Schokolade?” Qual überlegte kurz. “Wäre zumindest ein Anfang gewesen.” “Wenn man wirklich zeigen will, dass man sich für eine Sache einsetzt beziehungsweise das andere Geschlecht respektiert, dann kann man das auch das ganze Jahr über machen. Da braucht es keinen Tag, der durch Floristen, Drogisten und Feinbäcker zum zweiten Weihnachten mutiert und ansonsten kaum etwas bewirkt.”

Qual dachte nach. “Irgendwie habe ich ein Déjà-vu.” Wir sahen uns an. “Ich auch. Das Ganze ist doch noch keinen Monat her“, stellte ich fest. “Muttertag ist auch nicht mehr weit weg.” Qual ging den Kalender mit sämtlichen Feier- und Gedenktagen durch. “Ihr habt wirklich für alles einen Tag. Wenn man so will, kann man das gesamte Jahr über jemandem huldigen. Gibt es so etwas wie eine Multireligiösität? Betroffene kommen ja aus dem Feiern dann überhaupt nicht mehr heraus”, sinnierte er. Ich unterbrach ihn: “Weißt du, was der größte Witz an der Gleichberechtigungsgeschichte ist? Kaum haben die Frauen verdienterweise ihren Frauentag, der sogar einen politischen Ursprung hat, schlagen die Männer mit dem Weltmännertag am 03. November und dem Internationalen Männertag am 19. November gleich doppelt zurück. Und am Vatertag oder Herrentag ziehen Steppkes, die noch nicht einmal wissen, wie man Kinder zeugt, mit Bier und Bollerwagen durch die Gegend, am Muttertag hingegen eskaliert niemand.” Qual antwortete: “Wir sind insgesamt gesehen nun mal doch entspannter. Stupide, aber zufrieden.”

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