Qual und der Bundespräsident

“Hey! Hast du schon gehört, wen wir neulich fast gesehen hätten?”, erkundigte ich mich bei Qual. “Den ehemaligen Bundespräsidenten?” Überrascht schaute ich ihn an: “Woher weißt du das schon?” “Lief schon längst bei QualFM, eine schnelle Recherche gehört zu meinen journalistischen Qual-itäten. Außerdem kam mir das gleich komisch vor, dass jemand mit einer Davy Jones-Maske im Supermarkt einkaufen geht.” Ich nickte anerkennend. “Was die Maske wohl zu bedeuten hat?” “In erster Linie wollte er sich garantiert unerkannt unter das Volk mischen, offiziell ist er eh grad im Kloster. Blöd nur, wenn kein anderer eine Maske trägt, fällt doch irgendwo auf. Ansonsten ist das eine sehr schöne Metapher. Davy Jones als Hüter der ertrunkenen Seeleute. Mit seinem Amt hat er ja quasi auch Schiffbruch erlitten.”

“Naja, es ändert sich mit dem Neuen ohnehin nicht viel. Nur die hohe Fluktuation ist bedenklich. Irgendwann sind wir ein Volk von ehemaligen Bundespräsidenten. Das gehört dann zu einem Standardlebenslauf: ein Jahr in Australien und eine Tätigkeit als Bundespräsident mit verkürzter Amtszeit.” “Der Bundespräsident ist die Statistik unter den deutschen Politikern – ganz nett anzuschauen, zuweilen auch repräsentativ, aber dann doch ohne großen praktischen Nutzen”, kommentierte Qual zustimmend. “Wenigstens freuen sich die Mütter, wenn ihnen nach dem soundsovielten Kind jemand ein Verdienstkreuz umhängt und die Hand schüttelt”, sagte ich. Qual war anzusehen, wie er in seinem Kopf ein Gesetzbuch wälzte. “Das Mutterkreuz gibt es aber so heute nicht mehr. Im Ordensgesetz von 1957 wurde dieses als nationalsozialistisches und damit unzulässiges Überbleibsel eingestuft. Aber zum Glück hast du mich. In weiser Voraussicht habe ich bereits 1914 einen Wanderverein, den “Bock auf Stock e.V.”, gegründet. In zwei Jahren feiern wir unser 100-jähriges, dafür gibt es die Eichendorff-Plakette vom Bundespräsidenten. Fang jetzt an zu wandern, dank mir später.”

FacebookTwitterGoogle+Email

Dampf ablassen!