Unser Kühlschrank war mehr als leer (in einer lustigen Parallelwelt wäre er sicherlich implodiert),deshalb gingen Qual und ich zum nächstgelegenen Supermarkt. Nach zwei Stunden, in denen er jedes Produkt genauestens inspizierte, bevor es im Wagen landete, waren wir so gut wie fertig. “Brauchen wir noch etwas?” Fragend sah ich Qual an. “Ja, Cornflakes!”, antwortete er und deutete auf die Packung vor ihm.” Ich schaute auf den Preis. “Nein, nicht die. Wir nehmen andere. Die hier sehen gut aus.” Mein Griff ging in die unterste Regalreihe, doch Qual protestierte: “Aber warum denn? Die haben keinen Tiger! Siehst du das? Kein Tiger!” Mir war bewusst wie dämlich es aussehen würde, wenn mich jemand dabei erwischt, wie ich scheinbar mit der Luft diskutiere. Dennoch nahm ich mir die Zeit, um ihm gestenreich die Bedeutung von Marken und deren Auswirkungen auf die Preisbildung in der Lebensmittelindustrie zu erklären. Er verstand.
Letztlich haben wir, zu meinem Leidwesen, trotzdem den Tiger gekauft. “Jetzt haben wir die Katze im Sack”, frohlockte Qual. “Und zu Hause beschwerst du dich natürlich wieder über die Mogelpackung und äußerst Verschwörungstheorien, wer dir die Cornflakes weggefuttert haben könnte.” Quals Blick verfinsterte sich. “Ich sage dir, Frau Schneider ist nur zur Tarnung mit dem Hausmeister liiert. In Wahrheit stibitzt sie ihm regelmäßig den Generalschlüssel und isst in sämtlichen Haushalten die Frühstücksflocken weg. Durchtriebenes Luder…” Ich verdrehte die Augen. “Jetzt reicht es aber, die Dame ist fast achtzig Jahre alt!” “Sie soll sich ja auch nicht vom Dach abseilen und durch das Fenster rein. Wobei, als ehemalige Pfadfinderin hat sie es bestimmt noch drauf…Wer eklige Kekse verkaufen kann, dem trau ich alles zu!”
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