Qual und das Onlineshopping

Wir saßen in der Küche und betrachteten einen soeben gelieferten Wikingerhelm mit blonden Kunsthaaren.

„Amazon macht mir langsam Angst. Die Vorschläge, was mich noch so interessieren könnte, interessieren mich mittlerweile tatsächlich erschreckend oft. Da steckt doch bestimmt mehr dahinter als eine Analyse der bisherigen Einkäufe und der angesehenen Artikel. Wie machen die das?“, fragte ich Qual.

„Normalweise würde ich dein ungläubiges Staunen mit einem müden Lächeln abtun und dir eine klare, logische Erklärung liefern, aber mir geht’s da ausnahmsweise so ähnlich wie dir. Kennst du noch Paul, die Orakelkrake?“

„Ja klar, der unpatriotische Oktopuss. Wie kommst du jetzt auf den?“

„Ich mache mir darüber schon längere Zeit meine Gedanken. Google hat bekanntlich weltweit Serverfarmen. Warum also sollte Amazon keine Krakenfarmen haben? Jeder Kunde hat seinen persönlichen Tintenfisch, der sich täglich aus tausenden Produkten die passenden aussucht und dabei ständig futtert. Die Reproduktionsrate von Kraken ist hoch genug, dadurch wird die geringe Lebenserwartung von nur rund zwei Jahren ausgeglichen.

Kurz vor dem erwartbaren Exitus vermittelt die aus dem Dienst ausscheidende Krake einem achtarmigen Praktikanten dann das gesammelte Wissen, der Käufer bekommt von dem Generationswechsel nichts mit. Jetzt wirst du dich fragen, wie ich darauf gekommen bin.“

Qual sah mich an.

„Ach ja, mein Einsatz. Oh mein Gott, wie bist du nur darauf gekommen?“

„Da sich Amazon und das Shoppen im Internet allgemein steigender Beliebtheit erfreuen“ fuhr Qual zufrieden fort, „wächst in der Folge auch der Bedarf an Kraken, die ihre Prophezeiungen der Wirtschaft zugute kommen lassen. Eine größere Tintenfischpopulation bedeutet gleichermaßen eine größere Zahl an verstorbenen Tieren. Und jetzt sieh dir mal die sinkenden Preise für die 500g-Packung Calamaris an!“

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