Nachdem ich auf dem Dachboden ein altes Comic-Heft aus dem Jahre 1973 entdeckt hatte, waren Qual und ich wochenlang damit beschäftigt, sämtliche Erzeugnisse von Marvel und DC Comics zu ergründen und miteinander zu vergleichen. Unsere Leidenschaft nahm mit der Zeit ungeahnte Züge an. Neben den DVDs der Verfilmungen, selbstredend als Special Edition oder Steelbook mit Audio-Kommentar des Regisseurs und lustigem Magnetbild für den Kühlschrank, erwarben wir unter anderem ein Iron Man-Bügeleisen, einen Batman-Bademantel samt Bat-Badezusatz, Spider-Man-Netzstrümpfe und eine lebensgroße Nachbildung von Magneto, der uns fortan auf dem Dach als Blitzableiter diente. Nach dem Essen spielten wir regelmäßig bis in die Nacht unser selbstgebasteltes Superhelden-Quartett. Dabei gerieten wir allerdings ziemlich oft in Streit.
“Wieso hat Spider-Man in der Kategorie Kostüm nur 6 von 10 Punkten?”, fragte ich. “Warte mal bis der Spinner seine Midlife Crisis hat, dann wirst du sehen, was ich meine. Mit einer formidablen Plautze kommt ein hautenger Anzug nun mal nicht so gut an”, rechtfertigte Qual seine Entscheidung. “Superman sieht auch nicht super aus, nur das S auf der Vorderseite!” “Dafür traut er sich unmaskiert in die Öffentlichkeit, klarer Trumpf.” Ich protestierte: “Wenn ich ein Typ von einem anderen Planeten wäre, der auf der Erde zufällig günstigere Bedingungen vorfindet und dadurch übertrieben stark ist, könnte ich auch ohne Maske Bankräuber verdreschen!” “Hmm. Du hast ja irgendwo Recht. Können wir uns denn auf einen Superhelden einigen, der uns beiden gefällt?” Ich überlegte. “Batman ist schon ein cooler Typ.” Qual stimmte zu: “Der schwarze Ritter! Loggen wir ein! Einer der wenigen Superhelden, der keine wirklichen Superkräfte hat, sondern sich alles über Jahre hart erarbeitete. Tagsüber angesehener Bürger, nachts kompromissloser Prügelknabe. Das schafft sonst nur Wayne Rooney.”