Qual und das Rauchen

„Bist du gestern wieder feiern gewesen?“, fragte mich Qual eines Morgens.

„Woher weißt du das?“, staunte ich verblüfft.

„Dafür gibt es mehrere, auch für Laien unübersehbare, Indizien, mein werter verkaterter Watson, erklärte er in Sherlock Holmes-Manier. „Zum einen die Halonierung …“ „Die was?“, unterbrach ich ihn. „Die Halonierung der periorbitalen Region. Im Volksmund vielleicht besser bekannt als Augenringe. Deine sind dermaßen ausgeprägt, dass man prima eine Lemniskate, das mathematische Symbol für Unendlichkeit, daraus machen könnte. Außerdem bist du in deiner Kleidung von gestern Abend ins Bett gegangen, eher untypisch für dich. Aber was mir trotz zurückgebildetem Riechnerv am meisten auffällt: Du stinkst bestialisch nach Zigarettenqualm.“

Erst jetzt nahm ich die Rückstände von verbranntem Tabak in meinen Sachen olfaktorisch wahr. Sofort fing mein Schädel an zu brummen.

„Oh Mann. Ich bin normalerweise äußerst weltoffen und tolerant, aber bei Rauchern hört der Spaß auf. Versteh mich nicht falsch, von mir aus kann jeder rauchen, was und so viel er will. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, nicht? Aber dann sollte man damit andere auch irgendwie in Ruhe lassen. Man müsste da mal was entwickeln, mit Schläuchen und einer Kuppel oder so.“ Qual überlegte. „Das gestaltet sich natürlich als schwierig, selbst mit deinen futuristischen Ideen. Wie würdest du denn für Rauchverbote an öffentlichen Plätzen argumentieren, wenn jemand auf sein Freiheitsrecht pocht?“

Erstaunt sah ich ihn an. „Ist das dein Ernst? Im Gegensatz zum Großteil der sonstigen Genussmittel sind beim Rauchen auch Menschen in unmittelbarer Nähe davon betroffen, die den Qualm in der Regel überhaupt nicht abbekommen wollen. Wer anderen die Wahl nimmt und ihnen dadurch zusätzlich gesundheitlich schadet, kann sich nicht wirklich über eine vermeintlich unfaire Behandlung beschweren. Überlege doch mal: Wenn jemand Blähungen nach leidenschaftlichem Bohnengenuss verspürt und diesen an einem Bahnhof freien Lauf lässt, dann bekäme derjenige doch auch bescheinigt, dass es stinkt! Vor anderen zu furzen, ist unhöflich, rauchen nicht. Für mich unverständlich!“

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