Da im Fernsehen wieder einmal nichts Vernünftiges lief, bis auf jene Filme, die selbst Qual und ich als selbsternannte Cineasten zu oft gesehen hatten (The Sixth Sense, Das fünfte Element und Crocodile Dundee), statteten wir an einem Sonntagabend der Videothek unseres Vertrauens einen Besuch ab. Alsbald verschlug es uns in die Abteilung mit den mehr oder weniger ernst gemeinten Horrorfilmen. Eigentlich lag uns beiden nicht allzu viel an diesem Genre, vielmehr machten wir uns regelmäßig einen Spaß daraus, witzige Titel aufzustöbern.
Qual machte den Anfang: „Hier, ich habe einen. Bereit? Der Kühlschrank – Eiskalt böse und gemein. Was sagst du?” „Das kann ich kontern: Fahrstuhl des Grauens aus den Niederlanden, ausgezeichnet mit dem Goldenen Kalb.” Qual überlegte kurz. „Ist das ein Negativpreis?” „Nee, die meinen das wirklich ernst. Pass auf, ich geh in Führung. Psycho Beach Party. Was ist los mit dir? Schwächelst du?”, fragte ich höhnisch. Ohne Antwort schwebte Qual weiter durch die Regale, bis er vor einer Hülle verharrte.
„Kennst du Die Fliege?”, wollte er schließlich wissen. „Natürlich. Klassiker mit Jeff Goldblum. Das Original habe ich zwar nicht gesehen, ist allerdings auch von 1958. Der zählt jetzt aber nicht für die Wertung, oder?” “Ich wusste gar nicht, dass die verfilmt wurde. Und das gleich zwei Mal. Die Kurzgeschichte habe ich gelesen, die erschien 1957 im Playboy.” Ich lachte. „Ist halt wirklich kein Schmuddelheftchen, sondern ein Magazin mit Niveau. Komm, lass uns den Streifen ansehen.”
Einhundertzehn Minuten und zwei Pizzen später verfolgten wir den Abspann des Films. Sofort meldete sich Qual zu Wort: „Das ist erneut ein Beweis dafür, wie schlecht Spider-Man ist. Seth Brundle verwandelt sich in diese hässliche Mischung, Peter Parker hingegen stolziert fröhlich pfeifend weiter als gutaussehender Typ durch die Straßen und verschießt lediglich gelegentlich ein paar Fäden.” „So gern ich dir Recht gebe, dass Spider-Man abstinkt, gegen Batman sowieso, so muss ich in diesem Fall dennoch Einspruch einlegen. Einmal handelt sich um einen radioaktiven Spinnenbiss, bei der Fliege geht es jedoch explizit um den Austausch von DNA durch den Teleporter.”
Qual nickte. „Mit Genetik ist wirklich nicht zu spaßen, was? Gleichzeitig faszinierend und beängstigend. Stell dir unseren Dachboden als die Erde vor, verteile dort deine ganzen alten Bausteine aus Lego als sinnbildliche DNA und sieh zu, was passiert. So viele Möglichkeiten … Wusstest du, dass in Kanada ein Bär gefunden wurde, dessen Eltern ein Grizzly und eine Eisbärin waren?” „Und wie nennt man den dann? Vielleicht Greisbär?”, hakte ich verblüfft nach. „Schwachkopf, der war doch nicht grau. Wie auch immer: Das Leben findet einen Weg. Das hat Jeff Goldblum auch in Jurassic Park gesagt.” Interessiert las ich den Artikel über Quals Greisbären zu Ende. „Ich weiß jetzt übrigens auch, wie Zebras entstanden sind. Kreuze Rappen und Schimmel, fertig!”
Stiltest: Ildiko von Kürthy