Im Rahmen eines Besuchs bei Verwandten weilten Qual und ich kürzlich in der Nähe von Bautzen. Nachdem wir beide in Eigenregie schon einen kompletten Tag im Bautz’ner Senfladen verbracht hatten, suchten wir am nächsten Morgen mit der Familie meiner Cousine nach einem gemeinsamen Ausflugsziel. Letztlich entschieden wir uns für den Tier- und Kulturpark Bischofswerda. Der Tierpark selbst wirbt damit, einer der kleinsten in ganz Sachsen zu sein. Weil Qual und ich nach wie vor finden, dass man auch Würstchen eine Chance geben muss, willigten wir ohne Umschweife ein.
Mithilfe eines Bollerwagens transportierten wir meine beiden Großcousins, knapp zwei und viereinhalb Jahre alt, durch die nur circa einen Hektar große Anlage. Ihr kindliches Lachen und Schreien war eindeutiger Gradmesser dafür, welche Tierarten als Knaller eingestuft wurden und welche eher die Begeisterungsfähigkeit einer kalten Kartoffel besaßen. Zu den Highlights gehörten zweifelsohne der Makak Elvis und die drei Bartaffen, die optisch und in ihrem Verhalten einer Altherrenrunde beim Skat in der verrauchten Eckkneipe entsprachen. Mit dem Unterschied vielleicht, dass sie statt Zigaretten zu rauchen genüsslich Salatblätter und Melonen kauten.
Etwas deprimierend war für uns der Umstand, dass eine Wippe und ein kostenpflichtiger Mini-Bagger in einem Bereich des Parks irgendwann die sämtliche Aufmerksamkeit der Kleinen für sich in Anspruch nahmen und dadurch die Tiere zwar nicht in die Röhre, aber zumindest doch etwas betretener aus ihren Käfigen schauten. Nichtsdestotrotz hatten wir am Ende des Ausflugs alle unseren Spaß gehabt. Bis auf Qual, der die ganze Zeit über das Gesicht verzogen hatte und nicht einmal über die Albernheiten der Kinder schmunzeln konnte.
Sogar während der ganzen Rückfahrt schwieg er. Vor dem Zubettgehen darauf angesprochen, klärte er mich auf: „Ich bin lediglich der Auffassung, dass man kein Lebewesen in Käfigen halten sollte. Tierparks mögen zwar bestimmt irgendwo ihre Berechtigung haben, aber es ist und bleibt nicht der natürliche Lebensraum der Bewohner. Hast du den Nasenbären gesehen? Dessen Käfig ist mit einem Elektrozaun gesichert! Dabei ist der sicherlich längst nicht so gefährlich wie ein Velociraptor. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich möchte nur mit Nachdruck zum Ausdruck gebracht haben, dass ich mit dem Wegsperren von Tieren in keinster Weise konform gehe. Der Treppenwitz daran: Wir sind hier in Sachsen und dieses Bundesland schimpft sich auch noch Freistaat!“
Stiltest: Thomas Bernhard