Qual und die Fitness

Ich zog mir gerade im Flur die Schuhe an, als Qual gemächlich um die Ecke schwebte. “Wo willst du denn hin?”, fragte er. “Du wirst es nicht glauben, aber ich habe mich entschlossen nach draußen zu gehen!” Qual kam noch näher an mich heran. “Wieso das denn? Ist das Essen schon wieder alle?” “Nein. Schau mal. Sporthose, Sportshirt, Sportschuhe – klingelt es bei dir?” Ungläubig schaute er sich meine Ausstattung an. “Das ich das noch erleben darf.” “Ich weiß, ich habe auch lange mit meinem inneren Schweinehund gekämpft. Aber das Wetter ist inzwischen einfach zu gut für meine zu-kalt-zum-Laufen-Ausrede. Außerdem hab ich es auch langsam wieder nötig.”

Qual konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen: “Gut, dass du es selbst sagst. Früher oder später hätte ich dich mit lustigen Spitznamen eh dazu getrieben.” Besorgt schaute ich ihn an. “Was wären das für Namen gewesen?” “Och, noch nichts Dramatisches. Angefangen hätte ich wohl mit “Der Herr der Schwimmringe”, “Fatman begins” oder schlicht “Der Blob”, übrigens ein chronisch unterschätzter Film von Weltklasse.” “So so, na bloß gut, dass mir das erspart blieb.” Qual kramte eine vergilbte Liste aus einem Schubfach. “Was hälst du von Schnitzelschlepper, Pommespummelchen oder Gorleben II?” “Durchaus kreativ. Wie dem auch sei, ich mach mich auf den Weg. Nicht umsonst sprach schon Darwin von dem “Survival of the Fittest”, ich laufe so gesehen also wortwörtlich um mein Leben.” “Schön gesagt. Allerdings gebrauchte Darwin den Begriff Fitness viel mehr im Sinne einer bestmöglichen Anpassung und meint damit nicht ausschließlich die physische Verfassung. Da ein athletischer Körper jedoch zurzeit in deiner Gesellschaft als erstrebenswertes Schönheitsideal durchgeht und du durch ein regelmäßiges Training dich diesem annäherst, ist der Vergleich durchaus zutreffend. Nun denn, frohes Schaffen. Aber bitte lauf ohne Kopfhörer, die Musik bringt dich aus dem Rhythmus und nichts ist nerviger als Jogger, die sich zu je einem Drittel singend, tanzend und irgendwie laufend vorwärts bewegen. Im schlimmsten Fall noch zur Titelmusik von Rocky.”

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