Eines frühen Morgens schlurfte ich schlaftrunken in meinen Hausschlappen in Richtung Küche. Ich hatte tierische Kopfschmerzen, doch der verführerische Geruch von aufgebackenen Brötchen lag in der Luft und zog mich magisch an. Mit der passenden Schminke im Gesicht und nach vorn ausgestreckten Armen hätte ich in diesem Augenblick wohl einen prima Untoten abgegeben. Wobei ich bislang zugegebenermaßen eher selten Untote im Morgenmantel gesehen habe. Die Sonne war vom Zenit noch ein ganzes Stück entfernt und nicht einmal Vögel waren zu hören. Nur zwei befreundete Schnapsdrosseln torkelten nach einer anscheinend durchzechten Nacht die Straße runter. Unser Wohnviertel befand sich also, abgesehen von einigen Ausnahmen, nach wie vor in einer mehr oder weniger tiefen Schlafphase, in der ich selbst am liebsten auch geblieben wäre. Mehr davon!
Category Archives: Ach- und Krach-Geschichten
Qual und die Räubertochter
Obwohl ich mich immer dagegen gesträubt hatte, versuchte ich mich in den letzten Semesterferien schließlich doch einmal als Kindersitter. Sicherheitshalber hatte ich mich mit den Eltern bei unserem ersten telefonischen Kontakt auf ein zunächst einmaliges Engagement geeinigt, um – den schlimmsten Fall vor Augen, einen Abend voller psychologischer Folter und physischer Schmerzen – den Rest meines Lebens, frei von jeder weiteren Verpflichtung, für meine Rekreation nutzen zu können. Das sagte ich ihnen so natürlich nicht. Mehr davon!
Qual und der Asket
Manche Jahreszeiten sind einfach prädestiniert dafür, viele Trennungen zu erleben. Im Winter 2011 bekam ich das erstmals in meinem sozialen Umfeld so richtig mit. Statt wie geplant ins Kino zu gehen, mussten Qual und ich an einem Novemberwochenende seelische Aufbauarbeit für einen Freund leisten. Dessen langjährige Freundin hatte sich spontan dazu entschlossen, ihr Jura-Studium im 5. Semester abzubrechen, um mit einer Disco-Bekanntschaft nach Kolumbien durchzubrennen und dort Zumba-Trainerin zu werden. Seitdem sie Star Wars als Quatsch betitelt hatte, konnte ich sie eh nicht mehr leiden, so dass zumindest für mich das Beziehungs-Aus, böse gesagt, eher ein Grund zur Freude war. Insgeheim wünschte ich ihm schon seit Langem eine neue Freundin, eine, die Star Wars nicht nur mag, sondern sich womöglich zu Halloween auch mal als Prinzessin Leia verkleiden würde. Mehr davon!
Qual und die Zeitreise
Im Sommer letzten Jahres wollte Qual unbedingt seine künstlerische Laufbahn voranbringen und nahm unter Pseudonym an einem Malwettbewerb des örtlichen Kindergartens teil. Sein Bild (Stillleben einer rosa Luftmatratze, die einsam auf einem zugefrorenen See liegt) fand durchaus Anklang bei der Jury, die zwar nicht aus wirklichen Kunstkennern bestand, aber immerhin die beliebtesten Erzieher des Kindergartens umfasste. So auch Frau Schmidt, von ihren vier- bis sechsjährigen Verehrern liebevoll nur Tante Rosie genannt, die landauf landab als Virtuosin im kreativen Umgang mit Obstgalt und auch mir in meiner Kindergartenzeit die eine oder andere Apfelkrone geschnitzt hatte. Außerdem habe ich nie ein menschliches Wesen noch heiße Pellkartoffeln schneller schälen sehen als Tante Rosie. Insofern war die von ihr als Juryvorsitzende unterschriebene Urkunde für Quals erfolgreiche Teilnahme gar nicht hoch genug zu bewerten. Völlig euphorisiert fragte Qual daher zu Recht, ob wir seinen jüngsten Triumph nicht in unserem Garten feiern wollen. Mehr davon!
Qual und das Trilemma
Wieder einmal war der Monat noch längst nicht vorbei, dafür aber unser ohnehin schmales Budget beinahe vollständig aufgebraucht. Schuld daran war völlig unerwarteterweise abermals Qual, der es Woche für Woche schaffte, neuen nutzlosen Kram im Internet aufzustöbern und natürlich sofort mit Hilfe meiner blöderweise vorhandenen Kreditkarte käuflich zu erwerben. So waren wir stolze (aus Quals Sicht) und verzweifelte (aus meiner Sicht) Besitzer von 1000 japanischen Nippelaufkleberngeworden, die laut Verpackung die Nippel vor Reibung schützen und sie obendrein unter der Kleidung vor dem menschlichen beziehungsweise männlichen Auge versteckt halten sollen. Was für Frauen durchaus einen Sinn ergeben mag, erschien mir in unseren Händen respektive Flossen schlicht fehl am Platz. Selbst Qual konnte mir beim Öffnen des Pakets nicht wirklich erklären, was wir mit den Aufklebern anfangen würden. Mehr davon!
Qual und der Tod
Eines Abends saßen Qual und ich zusammen und schauten Weiße Wildnis, einen Dokumentarfilm aus dem Jahre 1958 über das Leben der Lemminge in der Arktis. Der sogar oscarprämierte Streifen stellt unter anderem ungeschönt dar, wie diese possierlichen Tierchen am Ende ihrer Massenwanderung geschlossen in den Massensuizid übergehen. Obwohl diese Annahme erwiesenermaßen falsch ist, hält sie sich trotzdem bis heute hartnäckig in den Köpfen, was sich insbesondere durch eine Reihe von Videospielen aus den 90ern manifestiert hat. Mehr davon!
Qual und das Bleigießen
Vor einigen Jahren verbrachten wir den letzten Tag des Kalenders bei guten Freunden, die zu einer kleinen Silvesterfeier geladen hatten. Es gab reichlich Nudelsalat und Würstchen, im Fernsehen lief abwechselnd Dinner for One und Ein Herz und eine Seele und an einem Tisch in einer nur mit Kerzen beleuchteten Ecke des Zimmers wurden die Ergebnisse des Bleigießens gedeutet. Die Stimmung war an und für sich ganz gut, aber nicht gerade ausschweifend. Untermalt wurde dieses Bild von zuweilen laut heulenden und plötzlich loskrachenden Feuerwerkskörpern, die die Kinder aus der Nachbarschaft schon frühzeitig zündeten. Mehr davon!